Brainstorming
Grundprinzip
Brainstorming, auch Ideenkonferenz genannt, basiert auf der Erkenntnis, dass eine Gruppe von
kreativen Personen eine größere Anzahl und qualitativ bessere Ideen zu einem bestimmten Thema produzieren kann,
im Vergleich zur Einzelbearbeitung. Diese Entdeckung geht zurück auf Alex F. Osborn. Mit 47 Gruppen konnte er innerhalb eines
Jahres in 401 Sitzungen über 34.000 Vorschläge generieren. Von diesen Ideen waren 6 Prozent brauchbar.
Damit Brainstorming-Sitzungen erfolgreich durchgeführt werden können, müssen jedoch folgende Voraussetzungen
erfüllt sein:
Voraussetzungen
- Keine Expertenbefragung durchführen! Es sind Außenseiter hinzuzuziehen. Wenn das Problem so einfach wäre,
hätte es schon jemand gelöst. Die kreativen Außenseiter sollten aber Experten in beliebig weit entfernten
Fachgebieten sein.
- Kein Kritik dulden! Der Versammlungsleiter muß jede Form von offener oder versteckter Kritik
sofort unterbinden. Es ist sehr wichtig, dass sich jeder traut alles zu äußern, was ihm einfällt. Eine
ungezwungene Atmosphäre ist deshalb unbedingt notwendig. Erst wenn der ganze verrrückte Müll aus dem
Kopf raus ist, kommen die wirklich orginellen Ideen!
- Quantität vor Qualität! Die Bewertung der Ideen findet erst später und möglichst durch eine
andere Gruppe statt. Gute Ideenproduzenten sind oftmals keine guten Bewerter. Außerdem sind gute Bewerter
oftmals auch keine guten Iddenproduzenten. Um die Menge zu maximieren sollte jede Weiterentwicklung einer
bereits geäußerten Idee unterstützt werden.
- Zusammensetzung Jegliches Unterstellungsverhältnis ist zu vermeiden. Die Teilnahme des Chefs
führt oftmals zum Scheitern des Brainstormings. In diesem Fall nimmt jeder unbewoßt Rücksicht auf seine
Karriere und äußert nur die Dinge, die er vertreten kann. Wenn Experten teilnehmen, die von anderen
Teilnehmern bewundert werden, so muß auf eine bestimmte Reihenfolge der Antworten geachtet werden. Der
Unerfahrenste äußert sich zuerst. Zum Schluß kommt der große Experte.
- Thema Das Thema sollte nicht auf die Lösung theoretischer Probleme ausgerichtet werden. Auch die
Bearbeitung eines breiten Sachbereichs ist für diese Methodik nicht geeignet.
- Durchführung An einer Brainstorming-Sitzung sollten 4 bis 15 Personen teilnehmen. Die Dauer der
Sitzung sollte 15 bis 30 Minuten betragen. Daraus ist bereits ersichtlich, dass Tagungshotels
sich nicht zur Durchführung von Brainstormings eignen. Natürlich kann man auch dort Brainstormings durchführen.
So z.B. zum Thema: "Was hätten wir alles mit dem Geld machen können, das wir hier verschwenden?". Brainstormings
sind also hervorragend dafür geeignet, um sie am Arbeitsplatz durchzuführen. Natürlich ist es trotzdem besser,
sich dafür in einen abgeschlossenen Raum zurückzuziehen, der vor Störungen relativ sicher ist. Bei der kurzen
Durchführungszeit dürfte dies aber kein Problem sein. Übrigens ist es effektiver, einen externen Sitzungsleiter
einzusetzen. Dieser sollte selbst kreativ sein, um Pausen in der Ideengenerierung zu überbrücken. Außerdem
benötigt er oder sie genügend Rückrat, um sich mit jedem Teilnehmer anzulegen, der gegen die Regeln verstößt.
Diese Regeln müssen durchgesetzt werden, bis hin zum Ausschluß von der Sitzung! Zu Beginn der Sitzung sollte der
Versammlungsleiter das Problem in einer kurzen, treffenden Frage schildern. Diese Frage sollte den Kern des
Problems erfassen.
- Bewertung der Ideen Die gewonnenen Ideen sind von einem kleineren Kreis mit den dafür notwendigen
Veranlagungen zu bewerten. Hierzu sind die Ideen in drei Gruppen einzuteilen: sofort realisierbar, später oder
unter anderen Voraussetzungen realisierbar und unbrauchbare Ideen. Auch die unbrauchbaren Ideen sollte man in
einer Datenbank archivieren. Sie sind nützlich zur Anregung. Außerdem dienen diese Ideen als Ausgangspunkt
für andere Methoden. Das Bewertungsergebnis ist am nächsten Tag den Teilnehmern des Brainstormings
mitzuteilen. Dabei sind weitere Ideen abzufragen, die den Teilnehmern nach dem Brainstorming eingefallen
sind. Die neuen Ideen sind ebenfalls zu bewerten. Dies gilt auch bei kritischen Äußerungen zur Eingruppierung
der Ideen. Mit einer einzelnen sitzung ist es also nicht getan. Es handelt sich eher um einen zyklischen
Prozeß.
Brainstorming im Web
Wenn ein Brainstorming im Web stattfindet, so sind weitere Besonderheiten zu beachten.
Vor allem gibt es eine größere Freiheit bei der Zusammensetzung der Gruppe. Weder der Chef, noch der berümte
Experte werden stören. Auch zeitlich entfallen die Beschränkungen für das Brainstorming. Jeder kann die Ideen
dann produzieren, wenn er dafür Zeit hat. Einen Nachteil hat lediglich der erste Teilnehmer, da noch keine
Ideen anderer Personen vorliegen. Aus diesem Grund sollte der (externe) Sitzungsleiter bei Projekteröffnung
einige Ideen vorgeben.
Varianten
Es existieren eine Reihe von Varianten, die nachfolgend beschrieben werden. Die Beschreibung
betrifft die Anwendung dieser Verfahren im Web.
- Klassisches Brainstorming nach Osborn Mehrere Personen finden sich im Web zusammen
und äußern alle Ideen, die Ihnen zu einem bestimmten Thema einfallen. Wichtig ist hierbei, dass die Ideen
anderer Teilnehmer benutzt werden, um neue, verbesserte Lösungsvorschläge zu entwickeln. Die geäußerten
Ideen dürfen sehr verrückt sein. Dies ist nicht wichtig! Erst wenn der ganze Müll aus dem Kopf raus ist, kommen
die wirklich guten Ideen! Kritik in jeder Form ist untersagt. Die Bewertung erfolgt separat.
- Negativkonferenz Die ist die Umkehrung des klassischen Brainstormings. Sie suchen nicht nach Lösungen,
sondern nach Problemen. Es ist auch erlaubt, bestehende oder potentielle Fehler zu vergrößern.
Mit anderen Worten: zerreißen sie das Ding, machen sie es fertig! Die gewonnenen Probleme werden danach als
Vorlagen für kleine separate Ideenkonferenzen benutzt.
- Allein zu Haus Hierbei handelt es sich um ein klassisches Brainstorming nach Osborn, welches
von einem einzelnen Teilnehmer durchgeführt wird. Es werden nur die bereits geäußerten eigenen Ideen
angezeigt.
- Schriftliches Brainstorming Diese Methode unterwirft sie einem einstellbaren Zeitdruck. Innerhalb einer
vorgegebenen Zeit muß eine Idee zum gewählten Thema geliefert werden. Diese Methode sollte nicht von Anfängern
benutzt werdern.
- Methode 635 In einer befristeten Zeit sind 3 Ideen zu generieren und an den nächsten Teilnehmer
weiterzugeben. Dieser muß ebenfalls 3 Ideen anfügen usw. Diese Methode sollte nicht von Anfängern
benutzt werdern.
- Delphi-Methode Hierbei handelt es sich um eine anonyme Expertenbefragung. Die geäußerten Ideen und
Meinungen werden vom Versammlungsleiter zusammengefaßt und den Teilnehmern zugestellt. Ziel dieser Variante ist
die Herausbildung einer gemeinsamen Meinung. Als Beispiel sei die Softwareentwicklung genannt: "Bauen wir eine
neue Funktion irgendwie ein, oder ist ein komplettes Redesign notwendig? Es geht also nicht darum, Ideen für
Lösungen zu entwicklen. Ziel ist es, Argumente zu finden um eine Entscheidung herbeizuführen.
Verwendete Literatur
- Gilde, Werner und Starke, Claus-Dieter (1970) : "Ideen muß man haben."; 2. Auflage; Leipzig, Jena, Berlin;
Urania-Verlag; german
- Mehlhorn, Gerlinde und Hans-Georg (1981) : "Heureka-Methoden des Erfindens."; 2. Auflage; Berlin;
Neues Leben; nl-konkret Nr. 39; german
- Neumann, E. (1980) : Entscheiden aber wie?; german
- Zobel, Dietmar (1991) : "Erfinderpraxis - Ideenvielfalt durch systematisches Erfinden."; Berlin;
Deutscher Verlag der Wissenschaften; pp. 219; german
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